11. Juli 2017

Ortsverband Oldenburg

Neue psychiatrische Abteilung ist ein erster Schritt

Barbara Woltmann MdB besucht JVA Oldenburg: Gesundheit, Gesundheitsförderung und Arbeit mit Abhängigen im Strafvollzug war Thema

Oldenburg. Den Schwerpunkt des Besuchs der Innenpolitikerin Barbara Woltmann in der Justizvollzugsanstalt Oldenburg bildeten die Themen „Gesundheit der Häftlinge“ und „Arbeit mit drogenabhängigen Gefangenen“. Gesundheitliche Vorbelastungen bei den JVA-Insassen sind überproportional hoch. 30 bis 40 Prozent von ihnen sind drogenabhängig. Auch andere Störungen, vor allem verursacht durch Alkohol und Tabak, sind in Haft stark überrepräsentiert.

„Die Suchtbehandlung spielt in der Gefängnismedizin eine große Rolle“, berichtet Anstaltsleiter Gerd Koop. Rund 60 % aller betreuten Gefangenen würden aufgrund ihrer Drogenproblematik und deren Folgen wie Schizophrenie und andere schwerwiegende Persönlichkeitsstörungen behandelt. Der Drogenkonsum habe sich gewandelt. Heute werden verschiedene Substanzen gleichzeitig konsumiert (polytoxer Konsum) - mit der Folge von psychischen und Verhaltensstörungen. Psychische Erkrankungen oder Störungen seien schwer von psychosomatischen Auffälligkeiten zu unterscheiden. Sie können erst nach ausführlicher Diagnostik und gegebenenfalls durch Hinzuziehung weiterer Befunde festgestellt werden. Dazu bedürfe es aber auch des entsprechenden Personals. „Die Einrichtung der neuen psychiatrischen Abteilung in der JVA Oldenburg zum 1.7.2017 kann da nur der erste Schritt sein“, erklärt Gerd Koop.

Auch der hohe Anteil an ausländischen Gefangenen (38 %) stelle die Mitarbeiter vor große Herausforderungen, sowohl sprachlich als auch kulturell. Das Vollzugsziel, die Häftlinge zu resozialisieren, werde dadurch immer schwieriger. Innenpolitikerin Woltmann begrüßte in diesem Zusammenhang den in der JVA Oldenburg praktizierten konsequenten und liberalen Vollzug. Allen Häftlingen werden zunächst pauschal alle internen Hafterleichterungen gewährt. Mittels klarer Regeln, die in der Anstalt bedingungslos durchgesetzt werden, sei die Arbeit viel erfolgreicher geworden. Durch einen hohen Level an Anstaltsregeln werde ein Großteil des Sozialisationsprozesses in der JVA nachgeholt. Das erhöhe dadurch den Erfolg einer Wiedereingliederung, resümiert Woltmann.

„Ziel muss es sein, die Gefangenen zu befähigen, ihren Lebensunterhalt nach der Haftentlassung aus eigenen Kräften zu bestreiten. Dies stellt einen wesentlichen Beitrag zur sozialen Eingliederung und zu einem Leben ohne Straftaten dar“, so die Innenpolitikerin. Insbesondere bei Personen mit einer Suchterkrankung bestehe nach der Entlassung die Gefahr eines Rückfalls und weiterer Straftaten, die dann wiederum erhebliche Folgekosten für die Gesellschaft erzeugen. „Für die erfolgreiche Wiedereingliederung brauchen wir ein organisiertes Übergangsmanagement nach der Haftentlassung und mehr Fachleute, Ärzte und Psychologen. Um dafür Personal zu bekommen, müssen die Stellen auch finanziell attraktiver gestaltet werden“, fordert Woltmann.