19. Juni 2018

Ortsverband Uelzen

20 neue Suchtkrankenhelfer/-innen in Niedersachsens JVA’en - JVA-Bedienstete legen Kolloquium ab

Der letzte Lehrgang seiner Art?

Mitte des Jahres 2015 gab es erste Anzeichen dafür, dass es seitens er Justiz noch einmal einen Suchtkrankenhelferlehrgang geben würde. Bis ins Jahr 2017 mussten sich interessierte Bewerber jedoch noch gedulden, bis es endlich soweit war: am 11.12.2017 fand der erste von insgesamt acht Blöcken zum Ausbildungslehrgang zur Suchtkrankenhelferin / zum Suchtkrankenhelfer (VHS) im Justizvollzugsdienst statt.

 

Zwanzig Kolleginnen und Kollegen aus den JVA’en Celle, Lingen, Meppen, Oldenburg, Sehnde, Uelzen, Vechta und Vechta (Frauen) sowie der JA Hameln und der JAA Verden kamen im Zeitraum 12/2017 bis 06/2018 zunächst in Melle und dann stets in Hameln immer wieder zusammen, um sich den 180 U-Std. umfassenden Lernstoffinhalten des Volkshochschulkonzeptes der VHS Hameln-Pyrmont gepaart mit Vollzugsinhalten nach Vorgabe des BI zu stellen. 

Der Lehrgangsplan enthielt u. a. folgende Themengebiete: Drogen und ihre Wirkungsweise; Definition von Gebrauch, Missbrauch, Krankheit, Sucht; Folgekrankheiten des Drogenkonsums; Entwicklung von Abhängigkeit; medizinische, soziologische und sozialpsychologische Theorien der Entstehung von Abhängigkeit; Suchthilfe-System in Deutschland; Erstellen von Sozialberichten; Gewalt u. ä. als Aspekte abweichenden Verhaltens; Behandlung von Suchtmittelkonsumenten im Strafvollzug mit seinen Möglichkeiten und Grenzen; persönliche Haltung gegenüber Abhängigen; Substitution; Vollzugsbeamte als „Helfer“, „Begleiter“, „Berater“; Rechtsfragen aus dem Straf-, Vollzugs- und Sozialrecht, die Persönlichkeit des Suchtkrankenhelfer; persönliche (psychische) Voraussetzungen für Beratungsprozesse.

Soziologie, Pharmakologie, kulturelle Aspekte, psycho-soziale- und pädagogische Aspekte, medizinische (Behandlung) und soziale (ökonomische) Aspekte, Psychologie und Ethik waren weitere Schwerpunkte des Lehrstoffes, durch den die äußerst kompetenten Lehrgangsleiter, Kollege Thomas Maiwald (JVA Meppen - Suchtkoordinator Nds.) und Wolf-Lothar Berger (VHS Hameln-Pyrmont) führten.

Die aus unterschiedlicher Motivation angetretenen Lehrgangsteilnehmer/innen – einige sind bereits in der Suchtkrankenhilfe eingesetzt, andere führen an das Konzept angelehnte Suchtgruppen z. B. mit Arrestanten, Jungtätern oder Klienten in Sozialtherapien durch - absolvierten zudem ein mindestens 50 Std. umfassendes Praktikum in einer externen Suchthilfeeinrichtung.

Am 12.06.2018 konnten schließlich alle 20 angereisten Teilnehmer/innen, darunter 10 VNSB-Mitglieder, u. a. der Fachgruppenvertreter der Anwärter/innen und der Vorsitzende des Ortsverbandes Uelzen, erfolgreich ihre Prüfung unter fachlicher Leitung von Herrn Jens Keffel und Frau Katrin Koops in einem Kolloquium ablegen und ihre Zertifikate entgegennehmen!

Als einzigen kleinen Wehrmutstropfen gäbe es zu erwähnen, dass es sich – nach aktuellem Stand der Dinge – um den wohl letzten Lehrgang dieser, seiner Art gehandelt hat. Zukünftig werden die Anstalten wahrscheinlich angehalten sein, bei Bedarf ihre Mitarbeiter in Eigenregie auszubilden, d. h. an eine durchführende Volkshochschule zu entsenden. Leider bieten nicht alle VHS diese Ausbildung a) regelmäßig an und b) muss sich auch immer ein ausreichender Teilnehmerkreis finden. Zudem können dabei keine vollzugsrelevanten Themengebiete aufgegriffen werden. Aus diesem Grund und in Anbetracht dessen, dass es eine Vielzahl an suchtkranken Gefangenen schon immer gab und weiterhin geben wird, wäre es sehr schade, sollte dieser Lehrgang aus dem Fortbildungsprogramm verschwinden.

Ralf Schlütemann, -OVV VNSB-OV Uelzen-…

…grüßt die Suchtkrankenhelfer 2017/2018